Wechselbalg – so werden die Kinder von Fae und Menschen genannt und auch October Daye, genannt Toby, gehört zu ihnen. Durch ihre Geburt steht sie zwischen beiden Welten, will aber weder mit den Fae noch den Menschen viel zu tun haben. Das ändert sich schlagartig, als sie mitanhören muss, wie eine Fae grausam ermordet wird. Vorher stässt das Opfer aber noch einen Fluch aus: Toby muss die Mörder finden und den Fall aufklären, oder sie wird ebenfalls sterben. Wohl oder übel muss Toby ihr selbst gewähltes Einsiedlerdasein verlassen und sich auf die Suche nach dem Killer machen. Doch sie arbeitet zu gut: während ihrer Ermittlungen kommt Toby dem Grund für den Mord immer näher und damit auch dem Mörder, der vor keinem Mittel zurückschreckt, um sein Geheimnis zu wahren.
Der Klappentext kündigt den ersten Band der October Daye Serie als eine Mischung aus „Kim Harrison und Jim Butcher“ (Publishers Weekly) an. Als großer Fan von Jim Butcher war das ein Grund für mich, zuzugreifen (also: das Buch Ninn vor der Nase wegzuschnappen ;)). Die Erwartungen waren dementsprechend hoch. Während des Lesens des Prologs dachte ich, dass diese Erwartungen enttäuscht worden sind – die Einführung ist rasant, reißt die Magie und die Welt der Fae nur kurz an und man muss latent mit dem Gefühl kämpfen, hundert Seiten der Geschichte einfach verpasst zu haben. Daraufhin hätte ich das Buch auch beinah weggelegt, aber zum Glück habe ich das nicht getan!
Seanan McGuire schafft mit ihrer Heldin October Daye eine neue Serienfigur, bei der ich spontan beim lesen gejubelt habe. Toby ist eine Frau, die immer zerissen ist, zwischen ihrem Fae Ursprung und ihrer Menschlichkeit. Trotz allem ist die tough und man kann ihren Gefühlsregungen und Taten sehr gut folgen. Relativ ungewöhnlich für einen Urban Fantasy Romance Roman ist, dass Toby bereits zu Beginn Mann und Kind hat. Das hindert die Autorin aber nicht daran, Toby vor diverse Versuchungen zu stellen, wie beispielsweise den Fae Devin. Devin ist undurchsichtig in seinen Motiven, hilft Toby aber während ihrer Ermittlungen.
Während ihr die Zeit im Nacken sitzt, da der Fluch der verstorbenen Fae immer über ihr schwebt, muss Toby auch zurück in die Welt der Feenkreaturen zurückkehren und nimmt den Leser dabei mit. Da erfährt man von Fae Hierarchien und verschiedenen Gruppen, wie beispielsweise den Daoine Sidhe. McGuire baut eine geheime Welt namens Faerie auf, die sich mitten unter uns befindet und dabei nur durch einen Schleier aus Magie und Blendwerk getrennt ist.
Die Mischung aus spannendem Mysterykrimi und „Romantasy“ stimmt: „Winterfluch“ bietet eine runde Geschichte, in der man mit der Heldin mitfiebert und gleichzeitig eine neue, durchdachte Welt präsentiert bekommt. Jeder, der mal etwas anderes, als Vampire ausprobieren möchte, sollte sich unbedingt „Winterfluch“ ins Haus holen.